Der Concorde-Effekt

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Concorde Effekt

Es sollte ein von Blumen gesäumter Marsch in eine grüne heilende Welt werden. Stattdessen ignorieren Robert Habeck und Steffi Lemke auf ihrem steinigen Weg raus aus Atomkraft und Kohle ein Warnschild nach dem anderen.

Covid, Inflation, Krieg, Energie-Armut und nicht zuletzt ein astronomischer Preisanstieg für fossile Brennstoffe signalisierten unserem Superminister und seiner Umweltministerin mehrfach klar und deutlich: Kehrt um! Hört auf, Atom- und Kohlekraftwerke abzuschalten! Macht euch erst einmal klare Gedanken über die Konsequenzen. Doch Habeck und Lemke marschierten weiter – vorbei an allen Warnschildern. Sie erlagen einem klassischen Entscheidungsfehler. Was genau machte die beiden Politiker so blind für die Realität? 

Habeck und Lemke leiden unter dem Concorde-Effekt.

Ihr Fehlverhalten lässt sich gut mit dem „Concorde-Effekt“ beschreiben. Die Concorde war ein Überschall-Passagierflugzeug, das von 1976 bis 2003 von British Airways und Air France entwickelt und betrieben wurde. Das prestigeträchtige Projekt verschlang Unsummen und war niemals auch nur annähernd wirtschaftlich rentabel. Doch selbst nach dem Absturz einer Concorde mit über 100 Todesopfern hielten die Chefetagen der beiden Fluggesellschaften weitere drei Jahre am Betreiben der Concorde fest. Dann passierte, was passieren musste. Das Geld war alle. Der Laden musste gegen den Willen der uneinsichtigen Chefs zwangsläufig dicht gemacht werden. 

Vom Holzweg in die Sackgasse.

Dabei hatte man doch schon so dermaßen viel in die ganze Sache investiert! Aufgeben war irgendwann einfach keine Option mehr. Diese Sturheit wird in der Psychologie als “Concorde-Effekt” bezeichnet. Er treibt die Entscheidungsträger in eine Sackgasse – in einen auf bereits investierte Kosten basierenden Trugschluss. Wenn wir schon viel in eine Sache investiert haben – Zeit, Anstrengung, Geld – dann fällt es uns enorm schwer, einzugestehen, dass wir einem Irrtum aufgesessen sind und das Ganze vielleicht besser sein lassen sollten. Wir wollen nicht zugeben, dass wir auf dem Holzweg sind und halten stur an einem sinnlosen Projekt, einer Investition oder einer Entscheidung fest. Statt brutal aber richtig die Notbremse zu ziehen und auszusteigen, um weitere Kosten zu vermeiden, machen wir verbissen weiter und hoffen auf ein Wunder, das natürlich nie passiert.

Energiesicherheit? Fehlanzeige!

Habeck und Lemke hätten es in der Hand gehabt, spätestens nach der Wahl im November 2021 das Ruder rumzureissen. Statt Atom- und Kohlekraftwerke abzuschalten, hätten sie Deutschland einen Riesen-Gefallen tun können. Besonders die kostengünstige Atomkraft hilft nämlich, CO2-Emissionen niedrig zu halten. Aber nun – im März 2022 – ist es leider zu spät. Die aktuell aufkommende Diskussion über eine längere Laufzeit für das Kraftwerk Isar 2 wurde mal eben vom Betreiber selbst beendet. In einem Bericht der „Rheinischen Post“ zeigte sich der deutsche Atomkonzern skeptisch, dass sich nun extremen Engpässe beim Gas- und Kohleimport noch schnell durch längere Laufzeiten für die verbleibenden Kernkraftwerke ausgleichen ließen. Eine Sprecherin von PreussenElektra wies darauf hin, dass die Lieferung neuer Brennstäbe sehr lange dauern würde. „Nach einer ersten Abschätzung gehen wir davon aus, dass frische Brennelemente erst wieder in gut 1,5 Jahren zur Verfügung stehen könnten“, sagte sie der Zeitung.

Zum Jahreswechsel 21-22 wurden die Kernkraftwerke Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen vom Netz gegangen. Atomstrom liefern seither nur noch die Meiler Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2. Alle drei werden aber Ende 2022 abgeschaltet.

Habecks Reaktion auf das Energie-Fiasko in der Tagesschau war dann fast schon symbolisch für einen Politiker ohne Plan: Sein Wirtschaftsministerium treibe den Ausbau der erneuerbaren Energien intensiv voran und werde in Kürze eine Strategie zur Energiesicherheit vorlegen.  Eine solche Strategie hätten wir VOR dem beschlossenen Ausstieg aus der Atomkraft dringend gebraucht.

Aus die Maus! In Deutschland wird es dunkel.

Fassen wir zusammen. Nach dem Aus für Kernenergie und Kohl, kommt nun das Aus für Erdgas. Obendrauf gibt es noch gratis eine neue Invest-Ruine: Nord Stream 2. Die reiht sich nun elegant zwischen Flughafen Berlin-Brandenburg und Stuttgart 21 ein. düster aus. In der Bundesregierung beginnt man plötzlich energiepolitisch umzudenken – zwar spät. Aber immerhin werden selbst radikale Neuorientierungen nicht ausgeschlossen: Weiterbetrieb der drei noch verfügbaren Reaktoren über 2022 hinaus; Aufbau einer staatlichen Erdgasreserve; Aktivierung von Kohleanlagen aus der bisherigen Reserve.

 Es sieht düster aus. Deutschland ist für seine Energiezukunft dank massiver politischer Fehlentscheidungen schlecht gerüstet. Auf der einen Seite wird eine ökonomisch tödliche globale Vorreiterrolle in Sachen klimaneutraler Energieversorgung angepeilt; auf der anderen Seite sind international besonders leistungsfähige, CO2-freie Kernkraftwerke grundlos vom Netz genommen worden. Dabei besaßen deutsche Reaktoren weltweit immer Spitzenplätze in der Auslastung. Ein Schildbürgerstreich – denn ohne Kernkraft müsste spätestens jetzt der Ausbau erneuerbarer Energie zusammen mit Wasserstoff kurzfristig verfünffacht werden. Das ist unmöglich.

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