Rentnern droht der Nachholfaktor. Die Lockdown-Politik der vergangenen zwei Jahre traf wirtschaftlich vor allem Arbeitnehmer. Deren Gehälter schrumpften durch Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und fehlende Prämien. Die Senioren bleiben aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Rentengarantie von diesem Unheil verschont. Aber das soll sich nach Plänen der neuen Ampel-Regierung ändern. Ein früherer Wirtschaftsexperte begrüßt diesen jetzt ins Spiel gebrachten sogenannten „Nachholfaktor“.
Der ehemalige Vorsitzende der „Wirtschaftsweisen“, Lars Feld, hält es für sinnvoll, dass die Renten im kommenden Jahr weniger stark steigen sollen als gesetzlich vorgeschrieben. Zitat Feld: „Es kann nicht sein, dass die Rentner über eine Rentengarantie von Kürzungen im Zuge einer Rezession verschont bleiben, dann aber von der danach wieder steigenden Lohnsumme mit massiven Rentensteigerungen profitieren. Ohne den Nachholfaktor wären die Rentner absolute Krisengewinner. Die Beschäftigten tragen hingegen die volle Last der Rezession und müssten ohne Nachholfaktor auch noch dauerhaft stärker für die Rentenversicherung aufkommen.“ Noch frecher kann man es nicht ausdrücken.
Immerhin etwas taktvoller äusserte sich Hubertus Heil von der SPD. Mit Blick auf den Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP sagte er der Bild-Zeitung, dass 5,2 Prozent Rentenerhöhung prognostiziert waren. Jetzt erwarte er, dass die Renten in Deutschland ab Juli 2022 nur noch um 4,4 Prozent steigen werden. Das sei aber immer noch sehr ordentlich, so Heil. Wir sehen das anders.
Gesetzlich verankerte Rentengarantie muss sein.
In zweiten Corona-Jahr hatte das brutale Herunterfahren der deutschen Wirtschaft bei den Renten im Westen für eine Nullrunde gesorgt, in Ostdeutschland gab es ein Plus von mageren 0,7 Prozent.
Die im Zuge der Finanzkrise seit 2009 gesetzlich verankerte Rentengarantie verhinderte zumindest in den vergangenen 2 Jahren Rentenkürzungen, die sonst bei gesunkenen Lohnsummen durchgeführt worden wären.
Das wäre ohnehin ungerecht gewesen, weil Rentner ein Arbeitsleben lang hart verdientes Geld in die deutsche Rentenkasse gezahlt haben. Dieses Geld steht ihnen deshalb zu. Aber wie wir alle wissen, wurde es von staatlichen Funktionären veruntreut. Und das nicht erst seit gestern. Der Diebstahl der Rentengelder hat Methode. Gönnen wir uns mal einen Blick zurück …
Der Rentenkassenbetrug
1957 – zwölf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges – befanden sich erstmals wieder Reserven in Höhe von 40 Milliarden D-Mark in den Kassen der Gesetzlichen Rentenversicherung. Unser damaliger Bundeskanzler Adenauer (CDU) zweckentfremdete fast den gesamten Betrag für die Aufrüstung der neu gegründeten Bundeswehr. Das den Versicherten gehörende Kapital wurde niemals wieder zurückgezahlt. Zur gleichen Zeit führte Adenauer ein dubioses Umlage-Verfahren ein. Er schaffte die seit Gründung der Rentenversicherung im deutschen Kaiserreich bestehende Kapitaldeckung der Renten einfach ab und ersetzte sie mit dem aus der Abteilung „Gehirnwäsche“ entstammenden Begriff „Generationenvertrag“.
Adenauers Staatssekretär Schreiber muss einmal zu ihm gesagt haben: „Herr Bundeskanzler, sie können keine Rentenpolitik gegen die Mathematik betreiben!“ Adenauers Antwort: „Müssen Sie die Wahlen gewinnen oder ich? Kinder kriegen die Leute sowieso.“ Er meinte damit die Kinder, welche als Erwachsene mit ihren Rentenbeiträgen für die Renten ihrer Eltern herhalten müssen. Lange Rede, kurzer Sinn: Es gab da mal eine Zeit mit real existierendem Rentenkapital. Lang lang ist’s her. Adenauer pokerte damals nicht einmal sehr hoch. Er wusste, dass die Bevölkerung in Deutschland wachsen würde. Somit ging seine Rechnung auf. Ständig wachsende Bevölkerungszahlen ermöglichten zumindest bis in die 1990er Jahre ein Rentenleben auf Pump.
Um die wirklichen Ursachen für seine verantwortungslose Rentenpolitik zu vertuschen, erfand Adenauer den sogenannten „demografischen Faktor“. Sehr treffend bezeichnete der SPD-Politiker Rudolf Dressler diesen Phantasie-Faktor später als ein pseudowissenschaftliches Alibi für geplante Rentenkürzungen.
Adenauers Veruntreuung hat Folgen – bis heute
Die meisten heutigen Bestandsrentner haben für ihre Altersvorsorge mehr als genug Beiträge gezahlt. Wenn die Veruntreuung nicht stattgefunden hätte, müssten ihre Renten sogar noch weit höher sein als jetzt.
Was sagt uns das? Die angebliche Gefahr durch Alte und Kranke für unseren Wohlstand wurde nicht von den Alten und Kranken verursacht, sondern sie ist Folge einer verantwortungslosen Veruntreuung von Renten-Beiträgen seit Adenauer. Der Höhepunkt dieses Skandals wurde erreicht, als die höchste juristische Instanz erklärte, die Beitragszahler hätten keinen Anspruch auf ihre eingezahlten Renten-Beiträge. Sie würden damit nur ein Anrecht auf eine Rente in ungewisser Höhe erwerben.
Doch was dem ganzen die Krone aufsetzt, sind die 20 Millionen deutschen Rentner selbst. Die gehen alle Jahre wieder brav zur Wahlurne und wählen genau die Parteien, welche den Ruin der Rentenversicherung durch verantwortungslose Politik herbeigeführt haben. Das sind Rentner, die wie Schafe direkt zum Metzger laufen.
Das ist nichts anderes als Gehirnwäsche. Politiker lügen ihrem Volk mit geschickt gewählten Worthülsen die Hucke voll. Generationenvertrag, Gier, Anspruchsdenken, reichste Rentner aller Zeiten … Oma und Opa kriegen da so einiges an verbalem Unsinn um die Ohren gehauen. Dabei ist das aktuell angewendete betrügerische Prinzip der Rentenbildung relativ einfach und verständlich.
Jeder Arbeitnehmer schließt bei Antritt einer Beschäftigung einen Pflichtvertrag mit der Regierung ab, der ihm Beiträge während seiner gesamten Arbeitstätigkeit abfordert. Und weil er das artig tut, bekommt er später eine auf der Basis seiner Beiträge ermittelte Rente. Er hat also keinen Generationenvertrag mit Oma oder Opa abgeschlossen. Diesen frei erfundenen Generationenvertrag hat Adenauers Regierung eingeführt und als „Umlagenfinanzierung“ deklariert – ohne Volksbefragung. Ohne Volksabstimmung. Und jede Folgeregierung seit Adenauer hat diesen Unsinn einfach kommentarlos übernommen.
Wenn eine Versicherung so mit den eingezahlten Geldern ihrer Versicherten umgehen würde, wären die Verantwortlichen schon längst hinter Gittern.