Handelskrieg – der Wohlstandsvernichter des Jahrhunderts

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Handelskrieg Wohlstandsvernichter

Einen Handelskrieg? Das wünschen Sie sich nicht! Befinden wir uns bereits mitten in einem Handelskrieg zwischen China und den USA? Nein. Heutzutage wird der Begriff “Handelskrieg” von den Massenmedien etwas zu schnell und übertreibend für Handelsstreitereien verwendet, die mit ökonomischen Mitteln ausgetragenen werden. Meist geht es da aber nur um den Einsatz üblicher repressiver Außenhandelsinstrumente. Zum Beispiel Zölle …

Handelskriege sind eine ziemlich üble Erfindung. Die wirken fast so wie echte Kriege. Einziger Unterschied: Als Betroffener verlierst du dein Hab und Gut nicht gewaltsam durch Bomben, sondern Schritt für Schritt durch finanzielle Not. Und ebenso wie bei einem militärischen Krieg bist du nicht selbst an diesem Unsinn Schuld. Es ist deine Regierung. 

Ursprung von Handelskriegen

Handelskriege sind uns spätestens seit dem 13. Jahrhundert bekannt, als sich die Wirtschaftsmetropolen Genua und Venedig gegenseitig die Handelswege im Mittelmeer blockierten. Ziel war, das Ausfallrisiko für den konkurrierenden Handelspartner zu erhöhen, was in der Regel mit einer Verteuerung der Waren verbunden ist. Im besten Fall wird der unterlegene Handelspartner nach so einer fiesen Aktion gänzlich abgeschreckt und somit aus dem Markt gedrückt. 

Gegen damit verbundene Verluste haben die Juristen eine tolle Klausel erfunden: die „Force Majeure-Klausel“. Verluste werden dann einfach irgendeiner höherer Gewalt zugeschrieben und nicht ersetzt. Da kann man nix machen. Dein Haus ist weg, und ein paar Tage später auch deine Frau. Aber das nur nebenbei.

Warum erkläre ich das hier alles so ausführlich? Richtig! Weil da etwas im Busch ist. Und soviel können wir schon verraten: Deutschland und die EU werden nicht auf der Gewinnerseite sein.

Kampf der Titanen

Ein ausgewachsener Handelskrieg zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt – China und USA – wäre zweifellos DER Wohlstandsvernichter unseres Jahrhunderts. Bereits seit der Finanzkrise von 2008 geht die Angst vor einem solchen Handelskrieg um. und spätestens seit der Wahl Donald Trumps im Jahr 2016 galt ein Zerfall der Weltwirtschaft in verfeindete Zollblöcke als sehr wahrscheinlich. Als Sahnehäubchen auf die Coronakrise könnte der Interessenskonflikt zwischen den beiden Alpha-Tieren nun eskalieren. Aber ok. Noch reden Xi Jinpeng und Joe Biden miteinander.

Viele Analysten gehen davon aus, dass sich die Handelsstreitigkeiten beilegen oder zumindest eindämmen lassen. Bei einem solchen Szenario käme die Exportnation Deutschland noch einmal glimpflich davon, weil sich die protektionistischen Drohungen am Ende doch nur als Verhandlungstaktik entpuppen. Es folgt also keine echte Abschottung. Im Idealfall bewirkt Amerikas Winken mit der Zollkeule sogar, dass China seine Märkte wieder etwas öffnet. Das Ergebnis wäre mehr wirtschaftliche Freiheit.

Konflikt oder Handelskrieg – das ist hier die Frage

Doch was, wenn der aktuelle Handelskonflikt zu einem echten Handelskrieg eskaliert, in dem sich alle beteiligten Seiten den Protektionismus-Strumpf über den Kopf ziehen?

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat jetzt mit einem aufwendigen Modell die verschiedenen Szenarien durchgerechnet und dabei auch das sogenannte “Schwarze-Schwan”-Szenario berücksichtigt – die unkontrollierbare Eskalation des Handelsstreits zwischen China und den USA.

Corona plus Handelskrieg … das prognostizierte Resultat des Instituts ist alarmierend. Erste Schäden machen sich bereits bemerkbar. Eine zunehmend nationalistische Konfrontation zwischen China und den USA ist in diesem Falle die Ursache des Übels.

Für die deutsche Wirtschaft ist diese Entwicklung bereits mit zahlreichen negativen Konsequenzen verbunden. Politisch bedingte Zusatzzölle und andere Beeinträchtigungen der Handelsströme haben leider auch Auswirkungen auf deutsche Exporteure, zum Beispiel die Autoindustrie, und auf die ohnehin schon stark lädierten Lieferketten. Da viele Zulieferer außerhalb Deutschlands sitzen, würde eine neue Ära des Protektionismus nicht nur die Exportnation Deutschland treffen, sondern zahlreiche weitere EU-Staaten, die wirtschaftlich eng mit mit der Bundesrepublik verflochten sind.

Globale Arbeitsteilung schafft Wohlstand!

Globale Arbeitsteilung schafft Wohlstand. Vergessen Sie das nicht! Das Zauberwort heisst hier Freihandel. Ökonomen beziffern die Wohlstandsgewinne durch den Freihandel zwar unterschiedlich hoch. Aber generell können Sie für Deutschland ein jährliches Plus pro Einwohner von 1100 bis 1200 Euro ansetzen – dank des existierenden Freihandels.

Aber der kommt nun unter die Räder. Bisher kannte die Nachkriegsgeschichte nur eine Richtung in der Handelspolitik: Es ging aufwärts. Im Zuge mühsamer Verhandlungssrunden konnten weltweit Handelsbarrieren und Zölle abgebaut werden. Dadurch wurden nationale Spezialisierungsvorteile international besser genutzt. Globale Wertschöpfungsketten brachten vielen Ländern ein Mehr an Wohlstand. Damit könnte es nun vorbei sein. 

Was haben wir aus der Corona-Krise gelernt? Wenn die globalen Zulieferketten gestört werden, gehen die Preise nach oben, und die realen Löhne sinken. Ein Strafzoll ist auch so eine Störung. Dadurch wird auch die Innovationskraft der Industrieländer geschwächt.

Steigende Preise bei steigender Arbeitslosigkeit – ein Fiasko

Bisher hätten die Konsumenten von besseren Produkten von geringeren Preisen profitiert. Dieser Prozess wird nun gebremst oder außer Kraft gesetzt, wie die aktuelle Entwicklung bereits zeigt.

Wenn neben Amerika und Europa fünf weitere Handelspartner auf sämtliche Importe 25 Prozent Zusatzzoll erheben, ist mit einem Einbruch der globalen Exporte um acht Prozent und einem BIP-Rückgang um 2,5 Prozent zu rechnen. Die deutsche Wirtschaftsleistung würde in diesem Fall um knapp 4 Prozent zurückgehen, die Arbeitslosenquote um 2 Prozent hochschnellen. Für Europa insgesamt würde das bedeuten, dass mehrere Millionen Menschen ihren Job verlieren. Weltweit würden laut Simulation des IW Institutes rund zwei Billionen Dollar Wohlstand vernichtet.

Wegen der geringeren Exportorientierung sind die Jobverluste in den USA prozentual nicht ganz so verheerend – für Amerika sagt das Modell eine Zunahme der Arbeitslosigkeit um nur 1,2 Punkte voraus –, doch die amerikanische Wirtschaft als Ganzes würde keineswegs mit einem blauen Auge davonkommen: Dem Modell zufolge würde das amerikanische BIP sogar stärker zurückgehen als das deutsche – nämlich um 4,1 Prozent.

Fazit

Um das alles mal einzuordnen: Das wäre ein tieferer Sturz als in der Finanzkrise von 2008, als die Amerikaner “nur” 3 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung einbüßten. Fakt ist, dass frühere Handelskriege verheerende Wirkungen zeigten. Die große Gefahr wäre der Aufbau eines protektionistischer Teufelskreis wie in den 1930er Jahren, als ein Handelskrieg die Kraft der großen Depression näherte. Allerdings bleibt ein “Schwarzer Schwan” das, was er ist: ein Ereignis, das eigentlich nicht eintreten sollte. Das Szenario eines Handelskriegs der USA mit den wichtigsten Handelspartnern ist hoffentlich das am wenigsten wahrscheinliche Worst-Case-Szenario.

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