Der Verfall des Euros gegenüber dem Dollar geht weiter. Gestern war die europäische Gemeinschaftswährung im Vergleich zum Dollar so wenig wert wie seit 20 Jahren nicht. Derzeit werden am Devisenmarkt nur noch 1,00 Dollar je Euro bezahlt. Zu Jahresbeginn hatte die Gemeinschaftswährung noch bei 1,13 Dollar gelegen. Das bedeutet einen Wertverfall von 10 Prozent in sechs Monaten.
Die Schuldigen für dieses Desaster sind schnell ausgemacht. Vorneweg marschiert die EZB. Und gleich dahinter eine Armada von europäischen Spitzenpolitikern, die nur an ihre eigenen Diäten denken, statt ihr Wahlmandat zu erfüllen.
FED versus EZB
Auf der anderen Seite des großen Teiches versucht die FED erfolgreich, schlimmeres zu verhindern. Verstehen Sie das nicht falsch. Die FED hatte ebenso wie die Europäische Zentralbank zu lange am hemmungslosen Gelddrucken festgehalten. Allerdings trägt ihr spätes aber kräftiges Eingreifen Früchte. Zur Bekämpfung der hohen Inflation erhöhte die US-Notenbank ihren Leitzins stark um 0,75 Prozentpunkte. Damit liegt der Leitzins in den USA nun bei 1,75 Prozent. Es ist der größte Sprung seit 1994.
Weitere Leitzins-Erhöhungen wurden von der US-Notenbank bereits angekündigt. Man peilt für das Jahresende ein Zinsniveau von stattlichen 3,4 Prozent an. Die Wirkung dieser Maßnahmen und Ankündigungen ließ nicht lange auf sich warten. Der Dollar stieg an Wert, während der Euro abfiel. Zwar sei in den USA noch immer mit einer deutlichen Abschwächung der Konjunktur zu rechnen. Eine starke Rezession werde aber so verhindert.
Ganz anders die EZB. Lächerliche 0,5 Prozent ging es am 21. Juli nach oben – von Null kommend.
Die Eurokrise und der Verfall des Euros
Ganz anders ist die Lage in Europa. Vom Allzeithoch mit 1,50 Dollar pro Euro ging in den vergangenen Jahren auch ohne Covid stets bergab. Erst kam die Hypotheken-Krise, danach die Euro-Krise, und schließlich die Beinahe-Pleite Griechenlands. Das alles drückte den Euro-Dollar-Kurs. Inzwischen sehen Analysten selbst die Parität als mögliches Szenario an. Das wäre das erste Mal seit Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung im Jahr 1999, dass unser Geld weniger wert ist als der Dollar.
Die Anleger wissen was zu tun ist. Sie fliehen in den Dollar. Er wird von vielen Investoren t als sicherer Hafen angesehen. Und das macht Sinn. Denn die Vorzeichen stehen auf Sturm. Einen Hauptgrund für den aktuell beschleunigten Verfall der Euro-Währung sehen Experten in der Gaskrise, welche die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Europa deutlich erhöht. Es ist für den Euro weiterhin sehr schwierig, wieder stabil zu werden. Das Risiko, dass das Wachstum in der Euro-Zone zum Ende des zweiten Quartals abnimmt und auch in den kommenden Quartalen schrumpft, ist hoch.
Man muss kein Prophet sein, um das zu erkennen. Die Nachrichten sprechen eine deutliche Sprache. Hier ein paar Beispiele:
Der Verfall des Euros und die Automobilbranche
Die deutsche Automobilbranche kämpft derzeit mit erheblichen Problemen. Der Rückgang der Neuzulassungen beschleunigte sich auch im Juni. Materialmangel, Lieferprobleme und steigende Preise sind ein Grund für Pessimismus beim deutschen Zugpferd Autoindustrie.
Nächste Hiobsbotschaft: Unter den weltweit 100 Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert ist erstmals kein deutsches mehr zu finden. Deutschlands Konzerne verlieren an den Weltbörsen immer mehr an Gewicht. Fanden sich zum Jahresende 2007 noch sieben deutsche Unternehmen unter den wertvollsten 100, waren es Ende 2021 noch zwei. Im ersten Halbjahr 2022 ist nun gar kein deutsches Unternehmen mehr in dieser Rangliste vertreten.
Und weiter gehts… Die Ausfuhren deutscher Firmen sind im Mai im Vergleich zum April weiter gesunken. Erstmals seit 2008 wurde in Deutschland mehr importiert als exportiert.
Auch interessant ist ein Signal vom Chef des ifo-Instituts, Clemens Fuest. Der schlug jetzt Alarm angesichts der Schuldenstände in Italien und Griechenland. Die Eurokrise sei zurück. Als wäre die Gaskrise nicht schon Grund genug für Sorgenfalten.
Die Lösung muss von der EZB kommen
Die Lösung für viele dieser genannten Probleme liegt auf der Hand. Unsere Möglichkeiten, die Inflation abzumildern, sind limitiert. Ohne ein entschiedenes Vorgehen der EZB geht es nicht. In den 1970er-Jahren half nur eine rigorose Zinspolitik.
Wenn im Profi-Fussball ein Team schwächelt, wird bekanntlich zuerst der Trainer gefeuert. Und das hilft sogar manchmal! Das Team “EZB” ist definitiv reif für einen Trainerwechsel.
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