Was fehlt uns eigentlich noch auf unserem Weg in die nächste große Depression? Soviel schonmal vorweg: nicht mehr viel. Die Depression ist im Anmarsch! Knapp 100 Jahre nach der letzten “Great Depression” steht die Weltwirtschaft erneut vor dem Abgrund. Statt des erwarteten Aufschwungs nach Covid befinden wir uns mittlerweile knietief in einer Rezession.
Von „Rezession“ spricht man, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zu den Vorquartalen nicht wächst, sondern schrumpft. Das Bruttosozialprodukt sinkt also.
Nun ist das allein noch kein wirklicher Grund zur Panik. Das ist noch keine Depression. Sowas hatten wir zuletzt 2012-2013. Damals schrumpfte die Wirtschaft in der Euro-Zone sechs Quartale in Folge. Es könnten aber diesmal sechs Jahre werden. In den vergangenen Wochen haben sich die Konjunkturindikatoren nämlich drastisch verschlechtert. Die Börsen knicken ein. Die Lieferketten können schon lange nicht mehr geflickt werden. Kurzarbeit, Entlassungen, Insolvenzen – Covid hat der Wirtschaft schwer zugesetzt. Und als wäre das noch nicht genug, belastet nun der Ukraine-Krieg die ohnehin angeschlagenen Rohstoff-Lieferungen. Experten reden bereits von einer Rezession von historischem Ausmaß.
“Double-Dip-Rezession” am Horizont
Mittlerweile klingen die zu Jahresbeginn gemachten positiven Wachstumsprognosen für 2022 wie eine Farce. Da war mal von 4 bis 5 Prozent die Rede. Dank Covid, Krieg und falscher Wirtschaftspolitik dürfen wir jetzt ein dickes Minus davor setzen. Es wird nicht mehr von Stagnation oder von Rezession gesprochen. Nennen wir das Kind einfach beim Namen. Die gefürchtete “Double-Dip-Rezession” steht vor der Tür. Nach einer kurzen Erholung stürzt die Konjunktur wieder ab, ehe sich die Wirtschaft endgültig verabschieden dürfte.
Ein sicherer Indikator dafür sind die Börsen: Sie sind in den vergangenen Wochen wegen aufkommender Konjunktursorgen dramatisch abgestürzt. Eine Kurskorrektur haben Experten zwar erwartet. Aber ein Absturz beim deutschen Leitindex DAX von über 16,000 auf unter 14,000 Punkte deutet doch auf tiefer liegende Probleme hin. Zumal die Talfahrt noch keineswegs zu Ende ist.
Depression im Anmarsch – so wird es kommen
Börsen laufen der Konjunktur normalerweise um rund ein halbes Jahr voraus, weshalb wir in der zweiten Hälfte dieses Jahres statt des erhofften Aufschwungs tatsächlich einen grimmigen Einbruch befürchten müssen. Darauf deuten auch viele Indikatoren aus der Realwirtschaft hin:
• Die Unternehmen investieren viel zu wenig, obwohl Kredite derzeit noch billig sind. Vor einer positiven Konjunkturwende müssten die Investitionen eigentlich anziehen.
• Der Europäischen Zentralbank gelingt es trotz ausgedehnter Liquiditätsmaßnahmen schon lange nicht mehr, die per Mandat geforderte Inflationsrate unter zwei Prozent zu drücken.
• Der europäischen Konjunkturlokomotive Deutschland ist der Dampf ausgegangen.
• Gleichzeitig brechen europaweit die Stimmungs- und Konsumindikatoren ein.
Wenn der Zweck die Mittel heiligt
Die Europäische Zentralbank hat zuletzt angedeutet, dass sie ihr gesamtes Arsenal bis hin zu einigen eigentlich verbotenen Instrumenten – wie z. B. Direktankauf von Staatsanleihen und Ankauf von Kreditverbriefungen von Banken – einsetzen könnte, um die dramatisch einbrechende Konjunktur wieder in Gang zu bringen. Ökonomen bezweifeln mittlerweile stark, dass das noch ausreichen wird. Denn an Liquidität liegt es schon lange nicht mehr. Die ist ja jetzt dank Nullzins-Politik schon seit der Finanzkrise von 2008 mehr als ausreichend vorhanden. Die Liquidität kommt nur nicht dort an, wo sie gebraucht wird. Und was macht die EZB dagegen? Sie schaut zu.
Depression im Anmarsch – Ursache und Wirkung
Und die Gründe dafür sind uns allen klar: Die Ursachen der Finanzkrise von 2008 wurden auch im Jahr 2022 noch lange nicht beseitigt. Unsere Staatsschuldenkrise wurde nicht gelöst. Der Bankensektor wurde noch immer nicht saniert, und die strukturellen Reformen, die viele Euroländer zwingend für eine „Entfesselung“ ihrer Wirtschaft durchführen müssten, werden weiter auf die lange Bank geschoben.
Fazit der Experten: Unter diesen denkbar schlechten Voraussetzungen kann die EZB mit ihrem jämmerlichen Arsenal keine Rezession verhindern. Es droht also eine längere Rezession – mit Tendenz zu einer Depression.
Zur Erinnerung: Die große Depression von 1929 beherrschte uns bis weit in die 1930er Jahre. In den USA und auch in Deutschland kam es damals zu deutlichen Produktionssteigerungen dank besserer Technologien. Es kamen mehr Konsumgüter und landwirtschaftliche Produkte auf den Markt. Gleichzeitig bestand eine sehr ungleiche Vermögensverteilung. Der Großteil der Bevölkerungen hatte ein zu geringes Vermögen, um aus eigenen finanziellen Mitteln einen ausreichenden Absatzmarkt zu bilden. Die Expansion der Konsumgüterindustrie beruhte oft nur darauf, dass viele Bürger einen Teil ihres Konsums über Kredite finanzierten.
Die Methoden der Finanzmafia bleiben immer gleich
Als Auslöser der Großen Depression wird gemeinhin ein Börsencrash an der Wall Street im Oktober 1929 gesehen. Ursache waren Börsen-Spekulationen, die zu einer Blase führten. Dazu kamen Betrügereien wie Bilanzfälschungen und sogenannte Ketten- oder Schneeballgeschäfte. Mit dem Börsencrash begann das Vertrauen in die Wirtschaft zu schwinden. Banken vergaben Kredite vorsichtiger, die Konsumenten wurden zögerlicher und gaben weniger Geld aus, so dass die Unternehmen ihre Produktion drosselten und Arbeiter entließen. Die Federal Reserve erhöhte die Zinsen. Viele Banken hatten zu unvorsichtig Kredite vergeben und fielen in Insolvenz. Zusätzlich wurde das Bankensystem von Bank Runs destabilisiert. Die Leute wollten alle gleichzeitig all ihr Geld von der Bank abheben. Durch den Zusammenbruch der Bankensysteme wurde es für Unternehmen und Konsumenten immer schwieriger, Kredite zu bekommen. Daraus entwickelte sich eine wirtschaftliche Abwärtsspirale, eine Depression.
Zugegebenermaßen sind die Vorzeichen heute etwas anders. Im Jahr der Finanzkrise von 2008 gab es in den USA und in Deutschland ein progressives Steuersystem und ein Sozialversicherungssystem, das anders als während der Großen Depression ein viel größeres Volumen hatte und deshalb als eine Art automatischer Stabilisator für die Konjunktur diente. Dennoch erlitten wir Schiffbruch. Suchen Sie schon mal ihren Rettungsring. Denn die Depression ist im Anmarsch …
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