Der Erfolg des Corona-Impfstoff-Herstellers Biontech bescherte dem Bundesland Rheinland-Pfalz und ganz besonders der Stadt Mainz ein nicht vorhergesehenes Milliarden-Plus. Plötzlich steht man in Mainz vor ungeahnten Entwicklungsmöglichkeiten …
Anstelle des fest eingeplanten Minus von 36 Millionen Euro in der Kasse hatte die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt bis Jahresende 2021 einen Überschuss in Höhe von satten 1,1 Milliarden Euro verzeichnet. Und das geht so weiter. Für 2022 sei ein Plus in Höhe von fast einer halben Millarde Euro zu erwarten. Damit könne die Landeshauptstadt mal eben locker ihre Kassenkredite in Höhe von rund 634 Millionen Euro bezahlen und ist bis Ende 2023 auf jeden Fall schuldenfrei.
Ehrgeizige Pläne wurden bereits geschmiedet. Die Stadt werde eine neue Stufe zur Entwicklung eines großen Biotech-Standortes zünden – einen sogenannten “BioTechHub”. Ziel ist es, weltweit der führende Standort für Krebs- und Altersforschung zu werden. Das kündigte zumindest der Oberbürgermeister von Mainz, Michael Ebling an. In Mainz kann man sich bei Covid nur bedanken. „Der Welterfolg von Biontech hat unserer Landeshauptstadt eine Jahrhundert-Chance eröffnet“, sagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen (IHK), Peter Hähner. Es gebe Potenzial für rund 5000 neue Arbeitsplätze in den nächsten zehn Jahren.
Nordrhein-Westfalen meldet sich ebenfalls als Krisen-Gewinner zu Wort. Der Rüstungskonzern Rheinmetall mit Hauptsitz in Düsseldorf rechnet damit, 1.000 bis 3.000 zusätzliche Mitarbeiter für neue Aufträge durch die kürzlich geplante Bundeswehr-Aufrüstung zu benötigen. Das sagte Vorstandschef Armin Papperger der „Wirtschaftswoche“. Hintergrund sind die Investitionspläne der Bundesregierung. Den ersten Auftrag für mehrere Tausend neue Helme habe das Düsseldorfer Unternehmen bereits in der vergangenen Woche erhalten.
Die Rheinmetall-Aktie steigt schonmal durch diese angekündigten Bundeswehr-Investitionen. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte kürzlich unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine im Bundestag angekündigt, dass 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden und außerdem künftig jedes Jahr mehr als die von der Nato vorgesehenen zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für nationale Verteidigung ausgegeben werden soll. Logischerweise hatte die Rheinmetall-Aktie daraufhin einen Kurssprung hingelegt.
Die Verlierer der Krise
Hohe Vertreter der deutsche Industrie warnten am 3. März öffentlich, dass 250.000 Arbeitsplätze an Geschäften mit Russland hängen. Experten rechnen damit, dass die Exporte nach Russland wegen des Kriegs in der Ukraine extrem leiden werden. Gleich mehrere Effekte wirken sich negativ aus.
Die deutsche Wirtschaft muss wohl oder übel die weltweit gegen Russland einsetzenden Sanktionen mittragen. Nun gab es aber leider bereits vor dem Krieg globale Lieferprobleme und Engpässe, die jetzt dank Russland-Krise noch weiter verstärkt wurden. Westliche Sanktionen gegen Russland belasten viele deutsche Firmen. Die Maßnahmen kämen einem „Vollembargo“ gleich. Rund 40.000 deutsche Betriebe kooperieren mit russischen Firmen. 3650 waren zumindest bis vor kurzem vor Ort in Russland mit Niederlassungen aktiv. Die prall gefüllten Auftragsbücher nützen ihnen jetzt nichts mehr. Aus die Maus! Von den Exporten nach Russland hängen rund 250.000 deutsche Vollzeitstellen direkt ab. Im vergangenen Jahr hätten sich die Ausfuhren dorthin auf einen Wert von 26,6 Milliarden Euro summiert. 2022 wird es so eine Summe nicht mehr geben.
Wieder einmal besonders betroffen ist die deutsche Autoindustrie. Neben den direkten. Die Kampfhandlungen in der Ukraine bremsen wegen fehlender Teile eine weitere Lieferkette aus. Es geht es vor allem um Kabelbäume, bei denen sich die West-Ukraine zu einem wichtigen Produktionsstandort entwickelt hat. Hier sei mit extremen Lieferverzögerungen zu rechnen, sagte Alexander Markus, Chef der Deutsch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer.
Was passiert nun mit den Niederlassungen der deutschen Firmen in Russland und in der Ukraine? In der Regel fahren dieses nun die Produktion runter und frieren ihre Unternehmen ein. Da ist dann nur noch Wachschutz notwendig, der die Unternehmensgebäude beschützt.
In die gerissene Lücke wird China springen – ein weiterer Profiteur dieser Krise. Die Volksrepublik ist der wichtigste Handelspartner Russlands. China wird nun seine Handelsbeziehungen mit Russland intensivieren. Und China wird dabei die Preise bestimmen, denn Russland ist in einer Notlage.
Leave a Reply