Die Freude des braven Durchschnittsbürgers über all das viele während der Lockdowns gesparte Geld war nur von kurzer Dauer. Heute ist es nur noch halb so viel wert. Im deutschen Großhandel sind nämlich erneut die Preise explodiert. Sie stiegen im November wie noch nie seit Beginn dieser Statistik. Und die Statistik ist mittlerweile immerhin schon 60 Jahre alt. Verbraucher werden nun für viele Produkte sehr bald noch mehr zahlen müssen. Als hätten wir das nicht schonmal gehört. Grund: immer teurer werdende Rohstoffpreise.
Mineralölerzeugnisse kosten nun durchschnittlich 62 Prozent mehr als vor genau einem Jahr. Altmaterialien und Reststoffe verteuerten sich um satte 77 Prozent. Erze, Metallpreise und Vorprodukte aus Metall stiegen um 60 Prozent. Erneut erheblich gestiegen sind auch die Preise für Roh- und Schnittholz mit plus 41 Prozent.
Verschwörungstheoretiker hatten recht – Preise erneut explodiert
Die Klugscheisser und Besserwisser, die Verschwörungstheoritiker und die ewig Gestrigen – sie hatten also doch recht. Ob Krall, Friedrich, Otte oder Popp – ihre Prognosen sind eingetreten. Die Inflation fällt weit höher aus, als von unseren Zentralbankern und Politikern behauptet. Die Inflation wird auch länger bleiben als behauptet. Nicht jeder, der an Verschwörungen glaubt, ist psychisch krank. Da gibt auch ein paar kluge Köpfe, die noch selber denken, anstatt für sich denken zu lassen. Wie wäre es denn damit: Statt solch kritische Stimmen gezielt mundtot zu machen, schicken wir die Damen und Herren Politiker mal zu einem Stresstest. Wir geben ihnen die berühmte Fischaufgabe …
Von Anglern und Fischen
Sie bekommen einen Angler gezeigt, der aus einem Teich orangefarbene und blaue Fische zieht und sie danach wieder zurückwirft. Der Angler könnte an zwei Teichen sitzen: an einem, in dem 60 Prozent blaue und 40 Prozent orangefarbene Fische leben, oder an einem, in dem das Verhältnis umgekehrt ist. Jedes Mal, wenn ein Fisch aus dem Teich geholt wird, müssen die Politiker angeben, wie überzeugt sie sind, dass der Angler an dem einen oder dem anderen Teich sitzt. Wer analytisch denkt, wird länger warten, bis er sich auf einen Teich festlegt. Menschen mit Wahnvorstellungen wie zum Beispiel der Vorstellung von “2 Prozent Inflation” warten nicht. Sie treffen einfach voreilige Entscheidungen, die meist nur auf wenigen Beweisen basieren. Das haben sie übrigens mit schizophrenen Dauer-Patienten gemeinsam.
Wir behaupten hier natürlich nicht, das unsere Politiker und Zentralbanker einen an der Waffel haben. Wir geben unseren Zuhörern lediglich ein bißchen Gedankenfutter für eigene Schlussfolgerungen. Fakt ist: Die Präferenz für einen intuitiven Denkstil begleitet von einer Neigung zu schneller Entscheidungsfindung ist eher etwas für den Fussballplatz. Das hat nichts mit dem Betreiben einer verantwortungsvollen Politik zum Wohl der Bevölkerung zu tun.
Inflation außer Kontrolle
Aber zurück zum Thema. Die Inflation ist – ob sie es wahrhaben wollen oder nicht – aus dem Ruder gelaufen. Die macht jetzt quasi mit uns, was sie will. Wir besitzen darüber leider keine Kontrolle mehr. Die haben wir im Jahr 2020 mit dem Runterfahren der Weltwirtschaft abgegeben.
Und die Bilder gleichen sich. Auch in den USA stieg die offiziell von der Notenbank berechnete Inflation im November bereits auf knapp 7 Prozent. Tendenz weiter steigend. Die Rate liegt damit deutlich über dem Inflationsziel von zwei Prozent. FED-Chef Jerome Powell hatte die erhöhte Teuerung lange als eine “von Corona-Sonderfaktoren bestimmte, vorübergehende Entwicklung” betrachtet. Zuletzt aber liess auch er durchblicken, dass diese Sichtweise wohl nicht mehr haltbar sei. Hat Herr Powell nun doch begonnen analytisch zu denken? Wenn ja, dann kam dieser Schritt leider zu spät.
Nicht mehr hinterher kommen auch die deutschen Tarifbeschäftigten mit ihren Forderungen nach höheren Löhnen. Bereits haben im dritten Quartal dieses Jahres erhielten sie nur bescheidene Lohnzuwächse. Damit können viele Arbeitnehmer die höheren Verbraucherpreise nicht ausgleichen. Und das wird im vierten Quartal so bleiben.
Ein Inflationsschock jagt den nächsten
Sparer und Verbraucher erleiden derzeit Monat für Monat neue Inflationsschocks. Mit der aktuellen Inflation ist es ein bißchen wie mit Ketchup: Wenn man lange auf die Flasche klopft, ohne dass etwas herauskommt, dann ist das nur die Ruhe vor dem Sturm. Da kommt dann nämlich plötzlich sehr viel.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde versucht angesichts brutaler 7,4 Prozent Inflation im April 2022 zu beruhigen und prophezeit für das laufende Jahr niedrigere Teuerungsraten. Aber Frau Lagarde weiss nichtmal wie analytisches Denken überhaupt funktioniert. Deshalb schauen wir lieber nach China – zur anderen Weltmacht.
Auch in China sind die Erzeugerpreise im November so stark gestiegen wie seit 13 Jahren nicht mehr. Wer nun denkt, was in China passiert, betrifft den deutschen Verbraucher nicht, der irrt. Denn so weit weg China geografisch auch sein mag: Die frischen Daten aus dem Reich der Mitte befeuern die in Europa geführte Inflationsdebatte.
Preise erneut explodiert und kein Licht am Ende des Tunnels
Es offenbart ein Problem, vor dem auch die Eurozone steht: „Versteckte Inflation“. Trotz Rezession stiegen die Preise für Vermögenswerte. Das hat für die Verbraucher und Sparer in Deutschland ganz reale Folgen: Bei Zinsen von null Prozent und einer Inflationsrate von über 6 Prozent sind die realen Zinsen, also die Nominalzinsen abzüglich der Inflationsrate, extrem negativ. Sparer, die ihr Geld auf Tagesgeldkonten oder Sparbüchern anlegen, werden real enteignet. Das wiederum befeuert die Flucht in Aktien und Immobilien. Und dieser Run sorgt dann dafür, das die Preisblasen in diesen Märkten weiter aufgepumpt werden.
Analytisches Denken ließ Wirtschaftsexperten wie Markus Krall oder Andreas Popp zum Schluss kommen, dass diese Todesspirale in einem Crash enden wird. Aber da muss man 1 und 1 zusammenzählen können. Das ist für manche Politiker gar nicht so einfach.
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