Wirtschaft reif für den Sensenmann | Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat kürzlich ihren aktuellen Jahresbericht vorgelegt. Der Bericht enthält eine klare Warnung. Unsere Wirtschaft ist reif für den Sensemann. Zitat:
“Vor uns liegt ein schmaler Pfad. Ein reibungsloser Abbau der wirtschaftlichen Spannungen bleibt denkbar. In diesem Szenario lässt der Inflationsdruck spontan nach, da die Engpässe beseitigt und die kriegsbedingten Rohstoff-Preissteigerungen umgekehrt werden. Dies verringert den Umfang der erforderlichen geldpolitischen Straffung und mildert die damit verbundene Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit – eine sanfte Landung. Aber es kann auch weniger gut laufen. Das Worst-Case-Szenario wäre ein hartnäckiger Inflationsdruck der eine stärkere Straffung der Geldpolitik erzwingt. Dies könnte neben Stress an den Finanzmärkten eine größere Verlangsamung bis hin zu einer Rezession auslösen – eine harte Landung.” Zitat Ende.
Sackgasse Wirtschaft
Nennen wir das Kind mal beim Namen. Die Politik des billigen Geldes hat uns in diese Sackgasse geführt. Über 40 Prozent des weltweiten Vermögenszuwachses seit dem Jahr 2000 gehen auf die gesunkenen Zinsen zurück. Es wurde bis zur Besinnungslosigkeit Geld gedruckt. Das war für unsere Politiker und Zentralbänker wie eine Droge.
Die weltweite Gesamt-Verschuldung – also aller Staat, aller Unternehmen und aller privaten Haushalte – hat jetzt 355 Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes erreicht. Um das mal in ein verständliches Verhältnis zu setzen: Wenn ein Staat mehr als 70 Prozent Schulden im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt hat, das ist de facto schon pleite, weil ja 70 Prozent des BIP in die Schuldentilgung gehen. Dann sind nur noch 30 Prozent für die Finanzierung des Staates verfügbar. Das ist zu wenig, um Bildungseinrichtungen, Straßen, Verteidigung und nicht zuletzt die Gehälter der Politiker und Beamten zu bezahlen.
Was ist die größte gefahr für unsere Wirtschaft?
Nun ist die Welt aber nicht bei 70 Prozent Gesamt-Verschuldung, sondern bei 355 Prozent. Wie bitteschön wollen wir diesen Schuldenberg abbauen? Unvorstellbar, dass dies ohne eine massive Schuldenkrise, einen Kollaps an den Vermögensmärkten und eine tiefe Rezession vonstatten gehen kann.
Am gefährlichsten ist dabei nicht die Entwicklung an den Aktienmärkten, die trotz eines Rückgangs von über 20 Prozent gegenüber den Höchstständen noch weiter sinken dürften. Die größte Gefahr lauert im Immobilienmarkt. Mit geschätzt rund 290 Billionen US-Dollar ist der globale Immobilienmarkt größer als das gesamte weltweite Angebot an Aktien, Anleihen und deutlich deutlich als das jährliche Bruttoinlandsprodukt der Welt.
Immobilienpreise werden bald sinken
Seit Jahrenzehnten sind die Immobilienpreise deutlich schneller gestiegen als die Mieten – auch in Deutschland. Nun ist es realistisch, dass die Immobilienpreise im Zuge der Zinserhöhung unter Druck kommen. Die Börsen nehmen dies vorweg, wenn man auf die Kurse von Immobilienunternehmen und Immobilienfonds blickt.
Sinken die Immobilienpreise um 10 Prozent, bedeutet das einen Vermögensverlust von rund 30 Billionen Dollar, was einem Drittel des Welt-BIP entspricht. Allein dies dürfte den Konsum deutlich bremsen – mit fatalen Auswirkungen auf das Finanzsystem. Denn Immobilien dienen dort als Sicherheit für Kredite. Erleiden die Kreditgeber Verluste, sinkt die Bereitschaft und die Fähigkeit, neue Kredite zu vergeben. Die Folge: Unser wirtschaftlicher Abschwung wird weiter verstärkt.
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Wir haben es also mit einer Gratwanderung zu tun. Und der Pfad wird noch enger und gefährlicher. Bremsen die Notenbanken unzureichend, verfestigt sich die Inflation. Bremsen sie zu spät, droht ein Jahrhundert-Crash.
Wirtschaft reif für den Sensenmann
Leider haben die Staaten und die Notenbanken aus Sicht des BIZ-Berichtes keinen großen Handlungsspielraum mehr. Warum? Man bräuchte einen Zinspuffer, um die Zinsen nach unten zu senken, und so die Konjunktur anzukurbeln. Und man bräuchte eine Ausgangssituation mit wenig oder gar keinen Schulden, um die angeschlagene Wirtschaft durch Schulden-machen wieder in Gang zu setzen.
Die Realität sieht so aus: Die Staatsverschuldungen befinden sich bereits auf historischen Höchstständen. Die nominalen und realen Zinssätze sind bereits auf historischen Tiefstständen.
Soviel zum Thema “Spielraum”. Der im BIZ-Bericht gewählte Begriff “Sackgasse” ist eigentlich auch falsch. Aus einer Sackgasse kommen wir normalerweise im Rückwärtsgang langsam wieder raus. Das geht leider in diesem Fall nicht. Die Bilanzen der Zentralbanken sind auf ein Niveau gestiegen, das zuvor nur in Kriegszeiten zu beobachten war. Die jüngste eher kosmetische Straffung der Geldpolitik hat dieses trostlose Bild bisher nur geringfügig verändert. Volkswirtschaften, die ohne Sicherheitsmargen arbeiten, sind leider anfällig. Das ist allgemein bekannt, wurde aber mal eben ignoriert.
Isabel Schnabel – unsere deutsche Vertreterin im EZB-Rat – erklärte nun: “Es besteht kein Zweifel daran, dass wir nötigenfalls neue Instrumente entwickeln und einsetzen werden, um die geldpolitische Transmission und somit unser primäres Mandat der Preisstabilität zu sichern. Dieses Engagement kennt keine Grenzen.” Zitat Ende.
Da sind wir mal gespannt. Im Phrasen-dreschen war Frau Schnabel schon immer gut. Da hat sie von Mario Draghi gelernt. Draghis Schlachtruf in der Eurokrise von 2012 war: „Whatever it takes“
… eine sehr ähnlich klingende Formulierung. Seit 2012 hat sich dann die Bilanzsumme der EZB von 3 auf 9 Billionen Euro verdreifacht. Verglichen mit dem BIP in der Eurozone war das ein Sprung von 26 auf 60 Prozent. Unsere Bitte an Frau Schnabel ist: Zeigen sie nicht noch einmal so ein grenzenloses Engagement. Wenn Sie das tun, ist unsere Wirtschaft nämlich reif für den Sensenmann.
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